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Rede zur Anti-Atom-Menschenkette

von Alexis J. Passadakis, Attac

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

ich bin wütend! Wütend darüber, dass wir seit fast 40 Jahren Anti-Atombewegung immer noch gegen diese verdammten Atomkraftwerke sturmlaufen müssen.

Wütend macht mich diese Arroganz der Macht. Die Arroganz der Konzerne, die trotz Tschernobyl, trotz abertausender Störfälle noch immer mit diesen Maschinen Kohle scheffeln. Auf dem Rücken von Menschen und der Natur. Und das nicht zu knapp. Deshalb: Atomkraft? Nein Danke!











Atomkraftwerke sind aber "nur" ein Symptom einer Wirtschaftsweise, die auf Naturausbeutung setzt. Und zwar zumeist zu Gunsten weniger, die kräftig daran verdienen.

Atomkraftwerke müssen abgeschaltet werden, ohne wenn und aber. Denn sie sind eine tödliche Technologie. Gleichzeitig ist diese Technologie nur ein Teilproblem und das Resultat eines anderen Problems. Nämlich der Dominanz der großen Konzerne und mithin privater Profitinteressen über das Energiesystem.

Dies ist die Wurzel des Übels. Es geht hier nicht nur um eine Technologie, denn wenn sie nicht mit Atomkraft ihr Geld verdienen, dann geht es um Kohlekraftwerke, die mit ihrem C02-Ausstoß und damit der Klimakrise die Existenz von Millionen bedrohen, dann geht es eben um Öl-Förderung und der daraus resultierenden Verseuchung ganzer Landstriche, dann geht es um schmutzige CCS-Technologie, bei der C02 aus Kohlekraftwerken in im Boden endgelagert werden soll und so Grundwasserreservoirs bedroht. Es darf uns also nicht nur um Atomkraft gehen.

Denn sie finden immer eine weitere Technologie mit der sich a.) Profit machen lässt und bei der es b.) egal ist ob Mensch und Umwelt geschädigt und vergiftet werden.

Das globalisierungskritische Netzwerk Attac beschäftigt sich mit der demokratischen Kontrolle der Finanzmärkte. Aber ebenso notwendig ist eine demokratische Kontrolle der Energieversorgung. Das bedeutet: Bürgerinnen und Bürger müssen eine direkte Kontrolle über den Wandel hin zu einem tatsächlich sozialen und ökologischen Energiesystem haben. Und dieses muss dezentral und erneuerbar sein. Dafür kämpfen wir!

Eine Geschichte möchte ich euch erzählen: 1922 gab es in Sacramento in Kalifornien ein Bürgerbegehren, den privaten Stromversorger in die öffentliche Hand zu holen. Die Mehrheit stimmte dafür. Seitdem wird der lokale Versorger demokratisch kontrolliert. Wenn Kommunalwahlen sind, wird immer auch der Vorstand des Stromunternehmens direkt von den Bürgern gewählt. Das ist Energiedemokratie! 1987 gab es dann auch eine Abstimmung zum Thema Atomkraft: ja oder nein. 52 Prozent stimmten dagegen und am nächsten Tag wurde das Atomkraftwerk abgeschaltet! Seitdem gibt es in Sacramento keine Atomkraft mehr!

So geht das!

Deshalb kämpfen wir für Energiedemokratie! Gegen die Arroganz der Macht. Schließlich handelt es sich hier um eine Machtfrage. Und Macht haben diese Atom-Konzerne. Sie finanzieren sich bequem ihren eigenen Filz.

De facto sind ja alle Parteien Büttel der Energiekonzerne - wenn es darauf ankommt.

Ex-SPD-Clement arbeitet für RWE, Gerhard Schröder für Gazprom, der ehem. CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer nahm im Amt Gehalt von RWE, der Grüne Rezzo Schlauch heuerte bei EnBW an und Ex-Außenminister Joseph Fischer ist Lobbyist für Atomkraftbetreiber RWE.

So sieht das aus! Geht's noch?

Die Oppositionsparteien sind ja Teil dieses Bündnisses heute. Viele Leute aus Parteien sind da. Das ist gut. Aber ich fordere euch auf, macht mit uns Druck gegen die Konzernbüttel in euren eigenen Reihen! Die sind nämlich auch heute hier - hört also genau hin, wer hier heute was sagt! Und es gibt viele die in Parlamenten sitzen und die Konzernbüttel decken!

Dies hier heute ist nicht deren Aktion! Sondern unsere! Und wir haben satt, die samstags Kreide fressen, aber sonst der Energiewende im Wege stehen - der solaren Zukunft im Licht stehen! Geht uns aus dem Weg!

Konzern-Parteien-Filz ist ein Grund dafür, dass die Reaktoren immer noch am Netz sind. Oder, dass unter rot-grün in NRW der Braunkohlentagebau Garzweiler II aufgemacht wurde, dass unter rot-rot in Brandenburg Vattenfall die Braunkohle ausweiten kann, dass unter schwarz-grün in Hamburg ein Kohlekraftwerk gebaut wird und unter der schwarz-gelben Bundesregierung diese Energiepolitik der Vergangenheit weiter betrieben werden kann. Es ist politisch gewollt, dass es diese Energieriesen gibt. Durch Privatisierung und Liberalisierung wurden sie gemacht.

Deshalb: Alles muss man selber machen! Alles müssen w i r selber machen! Atomausstieg, Kohleausstieg, Energiewende, Energiedemokratie! Den Energiekonzernen den Stecker ziehen!

Es ist gut, dass die IG Metall dabei ist und ihrem gesellschaftspolitischen und internationalistischen Auftrag gerecht wird.

Es ist gut, dass die IG Metall hier dabei ist und hier gegen die Arbeitsplätze der Vergangenheit in der Atomindustrie stellt, und für die Arbeitsplätze der Zukunft - nämlich im Bereich erneuerbarer Energien.

Es wäre gut, wenn das auch auf anderen Feldern so sein könnte, aber ein Anfang ist hier gemacht.

Die Anti-Atombewegung hat eine lange Geschichte und sie war ziemlich erfolgreich. Sie war eine globale Bewegung, lange bevor es den Begriff Globalisierung gab.

Die Anti-Atomfrage ist und bleibt eine wichtige Konfliktlinie. Aber der Hauptkonflikt in und um das globale Energiesystem ist inzwischen der Konflikt um das fossilistische Energiesystem, um die Klimakrise. Denn daran werden sich die Lebensperspektiven von Millionen von Menschen weltweit entscheiden. Aus der Anti-Atombewegung heraus muss eine Bewegung für Klimagerechtigkeit, für ein sozial und ökologisch gerechtes demokratisches Energiesystem entstehen. Das ist der nächste Schritt!

Heute ist das hier ein einmaliges Event. Das heißt: wenn wir heute Abend nach Hause fahren, dann lasst uns morgen lokale Bündnisse für eine Energiewende stärken oder gründen. Gründet lokale Bündnisse für Energiedemokratie!

Eine andere Welt ist möglich! Sie beginnt damit, dass jedes einzelne AKW sofort abgeschaltet wird, geht weiter mit einem Ausstieg aus der Kohle und endet mit einer völligen Umstellung auf erneuerbare Energien, die demokratisch kontrolliert werden. Dies alles müssen wir Schritt für Schritt erstreiten! Mit Aktionen, mit Demonstrationen mit zivilem Ungehorsam! Gegen Atomkraft, gegen Kohle, gegen Konzernmacht! Für Klimagerechtigkeit!

Vielen Dank!

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